Optimaler Dämmstoff gesucht
Wie Sie dämmen, interessiert den Gesetzgeber nur am Rande. Leider öffnet dies der Verwendung bedenklicher Materialien Tür und Tor.
Polystyrol steht zwar in der medialen Schusslinie, hat aber seine Berechtigung als wirtschaftlicher Dämmstoff bei Außenwärmedämmverbundsystemen. Raumseitig haben Polystyrole und Polyurethane wegen der Belastung der Raumluft nichts verloren. Auch von Polystyrol-Schalelementen, die man oft auf Messen zum „Selbermauern“ bewirbt, rate ich dringend ab.
Eine Belastung der Raumluft durch Toxine ist fast sicher. Im Brandfall kann es sogar zur Katastrophe kommen. Verstärkt wird die Gefahr dadurch, dass Wände immer dichter gebaut werden, zugleich aber an einer Wohnraumlüftung gespart wird. Oder anders gesagt: Je schlechter der Baustandard, desto wichtiger eine Wohnraumlüftung.
Offenbar kann auf bauchemische Produkte nicht mehr verzichtet werden. In Verbindung mit den Ausgasungen billiger Einrichtungsgegenstände entsteht ein Giftcocktail, dessen Folgen niemand abschätzen kann. Erforscht ist dazu nahezu gar nichts!
Aber auch in der ÖKO-Welt ist bezüglich Dämmen nicht alles Gold, was glänzt: 2018 wurde ein Haus mit billiger Schafwolledämmung gedämmt und als Schutz vor Mottenbefall wurde mit Bioziden imprägniert. Aufgrund schlampiger Qualitätskontrollen wurden allerdings teilweise zu wenige Biozide zugesetzt. Die Motten wurden folglich resistent und es kam zu einem Totalschaden.
Natürlich dämmen
Hier punktet der Schafwolleproduzent Isolena. Der oberösterreichische Hersteller kann durch ein Plasmaionenverfahren – IONIC PROTECT – die Eiweißmoleküle so weit verändern, dass Insektizide und Brandhemmer nicht mehr erforderlich sind.
Wenn Sie nicht mit Schafwolle dämmen möchten, kann ich Holzfaser-, Zellulose- und Hanffaserdämmstoffe problemlos empfehlen. Bei Schilf und Stroh gibt es leider weder eine Normung noch wäre mir eine entsprechende Qualitätssicherung bekannt. Somit zählt jeder Einbau als "Sonderkonstruktion", auf die Hersteller und Verarbeiter hinweisen sollen. Für die breite Masse sind damit derartige Produkte nicht mehr geeignet.
Nachhaltig & regional
Für Sie ist wichtig zu wissen, dass ökologische Baumaterialien zwar nicht immer 100% Natur sind, aber weniger krank machen und auf lange Sicht den Wert Ihrer Immobilie beträchtlich steigern. Durch den Einsatz dieser Materialien unterstützen Sie regionale Betriebe. Das wiederum ist besser für Mensch und Umwelt. Aber natürlich nur, wenn man die ökologischen Materialien nicht über tausende Kilometer anliefert.
Unter den Begriff „Nachhaltigkeit“ fällt übrigens auch die Wiederverwertung von Materialien am Ende der Gebäudelebensdauer.
Künftige Gebäude werden vermehrt unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit gebaut. Planen Sie das mit ein, in 20 Jahren werden Makler und Käufer danach fragen.
Empfehlung zum Thema
(K)EIN PFUSCH AM BAU - 3. Auflage
Günther Nussbaum / Linde Verlag
Wie ein Bausachverständiger (s)ein Traumhaus richtig bauen würde.